Pfeiffersches Drüsenfieber-Krankheit mit vielen Gesichtern
Pfeiffersches Drüsenfieber (im Volksmund: Kusskrankheit, medizinisch: infektiöse Mononukleose), auch Morbus Pfeiffer genannt, ist eine Infektionskrankheit, die durch das Epstein-Barr-Virus (EBV) ausgelöst wird. Hierbei handelt es sich um einen Virus aus der Familie der Herpes-Viren. Dieser wurde erst im Jahre 1964 von Michael Epstein und Yvonne Barr als auslösender Faktor der Krankheit entdeckt, lange nachdem der deutsche Arzt Emil Pfeiffer die Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers beschrieben hat.
Etwa 95 Prozent der Europäer tragen diesen Virus in sich und sind entsprechend immunisiert. Der Krankheitsverlauf ist in der Regel unkompliziert und zeigt sich, wie von seinem Namensgeber Pfeiffer beschrieben, mit geschwollenen Drüsen und Fieber als Hauptsymptome.
Pfeiffersches Drüsenfieber ist eine virale Infektionskrankheit
Das Virus besiedelt im menschlichen Körper die B-Lymphozyten (B-Zellen) und Schleimhaut des Nasen-Rachen-Raumes. Nur diese Zellen verfügen über passende Rezeptoren, mit denen sich das Virus verbinden kann. Ist das Epstein-Barr-Virus in den Körper eingedrungen, verändern die vom Virus besetzten B-Lymphozyten ihre Eigenschaften. Sie beginnen, sich in unbegrenztem Ausmaß zu teilen, produzieren Antikörper gegen einen weiteren Befall und bilden Antigene.
Die infizierten B-Lymphozyten breiten sich über das Lymphsystem und die Blutbahn im ganzen Körper aus. In der Leber, der Milz, den Lymphknoten und Rachenmandeln häufen sich diese Ansammlungen und bewirken Schwellungen und Organvergrößerungen. Gegen den Virus produziert der Körper Abwehrstoffe, deren Auftreten im Blut dann eine gesicherte Diagnose ermöglicht.
Das Virus bleibt lebenslang im Körper
Das Virus wird durch das Immunsystem nicht komplett vernichtet, sondern verbleibt auf einigen B-Lymphozyten, die ihm als Wirt dienen. Eine gesunde Immunabwehr sorgt dafür, dass der Erreger nicht aktiv werden und sich erneut ausbreiten kann. Besteht eine dauerhafte Schwächung des Immunsystems aufgrund angeborener oder erworbener Defekte, können sich diese virusinfizierten B-Lymphozyten vermehren und zu Tumoren anwachsen. Das dauerhafte Vorhandensein des Epstein-Barr-Virus nach einer Erstinfektion wird auch als lebenslange Persistenz der Viren bezeichnet. Es besteht eine ständige Infektionssituation, bei der der Erreger zwar im Körper vorhanden ist, aber keine Reaktionen auslöst.
Ansteckung durch Tröpfcheninfektion
Das Epstein-Barr-Virus breitet sich auf dem Weg der Tröpfcheninfektion aus. Dies geschieht vor allem bei der Übertragung von Speichel, wie es beim Küssen der direkte Fall ist. Auch beim Husten oder Niesen können infizierte Speicheltröpfchen ausgeschieden werden und mit den Schleimhäuten anderer Menschen in Kontakt kommen. Das Benutzen von Tassen oder Besteck infizierter Personen ist eine weitere Übertragungsmöglichkeit.
Weitere Informationen zur Ansteckung bei Pfeifferschem Drüsenfieber.
Einen wirksamen Schutz vor Ansteckung gibt es nicht
Weiteres zur Dauer der Ansteckung.
Inkubationszeit 7 bis 50 Tage
Vom Befall des Virus bis zum Ausbruch der ersten Symptome können 7 bis 50 Tage vergehen, wobei der längerfristige Zeitraum eher bei erwachsenen Personen zu finden ist. In dieser Zeit ist der Patient schon ansteckend, ohne dass er davon Kenntnis hat. Bei sehr leichten Krankheitsverläufen oder Infizierungen im Kindesalter werden die auftretenden Symptome eher einer Erkältung zugeordnet und gar nicht in ihrem wirklichen Zusammenhang erkannt.
Fast jeder Mensch trägt das Virus in sich
Aufgrund der einfachen Übertragungsweise infiziert sich nahezu jeder Mensch im Laufe seines Lebens mit dem Epstein-Barr-Virus. Dabei sind ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung schon im Alter von vier Jahren Träger des Erregers. Mit ungefähr 20 Jahren beträgt die Infizierungsrate schon 95 Prozent. Daher zählt der Nachweis des Epstein-Barr-Virus im Blut eines Menschen zu klinischen Normalbefunden.
Der Krankheitsverlauf beim Pfeifferschen Drüsenfieber
Die Krankheit beginnt allgemein mit dem Ausbruch grippeähnlicher Symptome. Dazu zählen Müdigkeit, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten am ganzen Körper und leichtes Fieber, das im weiteren Krankheitsverlauf Temperaturen von bis zu 40 Grad erreicht.
Starke Halsschmerzen und entzündete Rachenmandeln sind die Folge der sich dort ansiedelnden, infizierten Lymphozyten. Der Gaumen zeigt eine Rötung und die Mandeln sind von einem dicken Belag überzogen, der weiß-gelblich bis grau erscheint. Starker Mundgeruch und das Anschwellen der Augenlider gehören ebenfalls zum Erscheinungsbild der Symptome.
Weitere Informationen zu Pfeiffersches Drüsenfieber – Symptome.
Keine Antibiotika bei einer Virus-Erkrankung
Der Patient fühlt sich müde, abgeschlagen und oft depressiv, seine Leistungsfähigkeit ist stark eingeschränkt. Vom Arzt wird Bettruhe verordnet, da die Krankheit vom Immunsystem selbst ausgeheilt werden muss. Symptomatisch können die Mandelentzündung und das Fieber behandelt werden. Antibiotika-Medikamente können allerdings nicht eingesetzt werden, denn das Pfeiffersche Drüsenfieber ist viral bedingt und Antibiotika wirken gegen Bakterien.
Je nach Stärke der Beschwerden brauchen die Betroffenen bis zu drei Wochen Bettruhe, um sich wieder leistungsfähig zu fühlen. Bei vielen Patienten schwellen Milz und Leber leicht an, verbunden mit einer gelblichen Färbung der Haut und der Bindehäute. Parallel dazu finden sich in den Laborwerten erhöhte Leberfunktionswerte.
Auch nach Monaten noch abgeschlagen und müde
Während die einzelnen Symptome nach ein bis zwei Wochen abgeklungen sind, treten bei etlichen Personen noch Monate nach der überstandenen Krankheit Müdigkeitserscheinungen und Abgeschlagenheit auf. In einigen Fällen wird auch noch ein Jahr nach überstandenem Pfeifferschen Drüsenfieber von verminderter Leistungsfähigkeit berichtet. Solche chronischen Verläufe sind selten, mit zwei bis drei Monaten Erholungsphase ist aber beim Auftreten akuter Krankheitsverläufe in den meisten Fällen zu rechnen.
Ein gesundes Immunsystem ist normalerweise in der Lage, die lebenslange Infizierung mit dem viralen Erreger in Schach zu halten. Bei angeborenen oder erworbenen Defekten der Immunabwehr können schwere und langfristige Krankheitsverläufe entstehen oder erneute Ausbrüche des Pfeifferschen Drüsenfiebers erfolgen.
Mögliche Komplikationen des Pfeifferschen Drüsenfiebers
Vergrößerte innere Organe
Die Symptomatik einer Mononukleose, wie sie beim Pfeifferschen Drüsenfieber vorliegt, kann auch von anderen Viren als dem Epstein-Barr-Virus verursacht werden. Toxoplasmose, eine HIV-Infektion, Zytomegalie oder eine Streptokokkeninfektion müssen daher vom Arzt per Differentialdiagnose ausgeschlossen werden.
Vereinzelte Krankheitsverläufe verursachen eine stark geschwollene Leber, die eine schwache Form der Hepatitis hervorrufen kann. Von den Patienten wird in diesem Fall über eine Druckempfindlichkeit im rechten Oberbauch geklagt. Bei einer vergrößerten Milz besteht die Gefahr eines Milzrisses durch äußere Druckeinwirkung. Diese tritt aber in weniger als einem Prozent der Betroffenen auf und ist daher eher selten.
Superinfektionen und Erkrankungen des zentralen Nervensystems
Besteht vor der Erkrankung am Pfeifferschen Drüsenfieber eine Immunschwäche, treten häufig Superinfektionen bakteriellen Ursprungs auf. Dabei gelangen Bakterien zusätzlich zum Epstein-Barr-Virus in den Körper und bewirken den Ausbruch weiterer Symptome, da das Immunsystem nicht mehr ausreichend reagieren kann.
Meningitis und Enzephalitis
Erkrankungen des Zentralnervensystems wie Meningitis oder Enzephalitis gehören ebenfalls zu den seltenen, aber vorkommenden Komplikationen des Krankheitsbildes. Des Weiteren sind Störungen bei der Blutbildung möglich. Die Anzahl der weißen und roten Blutkörperchen ist verringert. Blutplättchen werden ebenfalls in geringerem Umfang gebildet.
Die Virusinfektion kann auch zu einer Entzündung des Herzmuskels oder des Herzbeutels führen. Es wird außerdem davon ausgegangen, dass das Epstein-Barr-Virus an der Entstehung verschiedener Tumoren beteiligt ist und diese auslösen kann. Hier sei auf verschiedene Formen des Morbus Hodgkin verwiesen.
Das Risiko einer Fehldiagnose beim Pfeifferschen Drüsenfieber
Komplikationen ergeben sich auch, wenn eine Fehldiagnose gestellt wird. Die Symptome des Pfeifferschen Drüsenfiebers führen häufig zu diagnostizierten Mandelentzündungen oder grippalen Infekten. Die Gabe von Antibiotika gegen Fieber und den entzündlichen Prozess im Rachenraum ist kontraindiziert und sorgt für eine zusätzliche Schwächung des Immunsystems. Dadurch kann es zu starken Belastungen des Herz-Kreislauf-Systems kommen, die die Gesamtsituation des Patienten nur verschlimmern.
Wenn sich bei einer mit Antibiotika behandelten Grippe die Symptome verstärken und kurzfristig keine Besserung eintritt, sollte ein umgehender Bluttest Klarheit schaffen. Ansonsten können Komplikationen entstehen, die einen viel längeren Heilungszeitraum in Anspruch nehmen, als das Pfeiffersche Drüsenfieber ohnehin benötigt. Interessant dazu ist auch der entsprechende Erfahrungsbericht auf unserer Seite.